Freitag, 24. März 2017

Carretera Austral Cochrane - Coyhaique

Die Carretera hat sich in den letzten Tagen von ihren schönsten Seiten gezeigt. Wunderschöne Herbstpanoramen, ein Vierwaldstättersee nach dem anderen und der nächste Gletscher ist nie weit weg. Gleichzeitig bleibt die Ruta 7 dabei stets herausfordernd. Geradeaus scheint es hier nicht zu geben, entweder es geht hoch oder runter. Wenn die Steigung dann mal passt, ist bestimmt der Gegenwind für uns bereit oder der Untergrund verwandelt sich schlagartig in ein strassenbreites Waschbrett.
Aktuell gönnen wir uns einen Ruhetag in Coyhaique. Dies ist mit 50'000 Einwohnern die mit Abstand grösste Siedlung an der Carretera. Und wir können es kaum glauben: Es gibt einen riesigen Supermercado! Nach Wochen der kleinen Kioskos, welche nur Dosen, Haferflocken und Spagetthi verkaufen, verweilen wir fast zwei Stunden und bestaunen die Auswahl wie kleine Kinder. Es gibt sogar Toblerone, welche wir gleich im Jumbopack kaufen. Aaach, so können wir Richtung Norden weiterfahren.


Freitag, 17. März 2017

Carretera Austral Villa O’Higgins - Cochrane

1247km lang. Eine der schönsten Fernstrassen der Welt. Gebaut, damit Pinochet damals auch eine eigene Strassenanbindung in den Süden hatte. Unbefestigt – von festgewalzt bis Kies. Und landschaftlich unvergleichlich soll sie sein: Die Carretera Austral liegt vor uns!

Es ist nun bereits Mitte März, die Tage hier unten werden kürzer und empfindlich kühler. Umso besser aber, dass die Backpacker-Massen nun abgezogen sind. Wir starten von Villa O’Higgins aus. Hier gibt’s am Sonntag kein Wifi, weil die örtliche Bibliothek geschlossen hat. Der Supermercado öffnet am Nachmittag für 2h. Es gibt nicht viel, die frischen Güter werden kaum so weit in den Süden geliefert (oder sind völlig überteuert oder bereits am verfaulen). Wir rüsten uns mit Pasta, Reis, Haferflocken und viel Sahne-Nuss-Schoggi aus. Augen zu und durch, Gemüse und Früchte werden wir dann weiter im Norden von Chile wieder antreffen.

Die ersten Tage bis nach Cochrane zeigen sich uns in aller Pracht: Von bestem Sommerwetter mit Sonnenbrandgefahr über Dauerregen, bis die Regenjacken durchlassen. Die Landschaft ist so vielfältig und ändert alle 50km – ein Traum! Wir haben im Vorfeld viel über den Strassenzustand gehört. Wir treffen alles an: Von frisch gewalztem Erdboden, über tiefes Kies hinzu Wellblechpisten. Kurz vor der Ankunft in Cochrane haben wir unsere Arme vor lauter Rütteln fast nicht mehr gespürt 😊 Die Gegend ist nahezu unbesiedelt. Kein Mobilefunkempfang. Keine Dörfer, ab und zu eine Estancia. An einer Fähre konnten wir in einem Mini-Café eine heisse Schoggi und fritiertes Brot ergattern (ja – fritiert, da sonst zu alt um zu essen). Wir zelten jeweils wild und suchen uns einen windgeschützten, von der Strasse aus nicht sichtbaren Platz. Die Tage sind unberechenbar: Manchmal kommt am Nachmittag sturmartig Wind auf, so dass wir 2-3 Stunden Kafi trinken und schlafen. Aber am Abend haben wir bis jetzt immer ein schönes Plätzli gefunden! Genug erzählt, schaut es euch einfach selber an.    

Grenzüberquerung Lago del Desierto

Von El Chaltén aus gibt es zwei Möglichkeiten, um auf die berühmte Fernstrecke Carretera Austral zu gelangen: Entweder quert man als Fussgänger den Grenzübergang von Argentinien nach Chile am Lago del Desierto oder man fährt einen grosszügigen Umweg von über 600km aussenrum über die Autostrasse. Unter den Cyclistas ist der Fussgänger-Grenzübergang eine Legende – ihr werdet gleich sehen wieso! Klar also, dass wir uns diesen Spass nicht entgehen lassen wollten.

Kaum fahren wir aus El Chaltén raus, ändert sich die Landschaft rasant: Von alpinen steinigen Gelände aus gelangen wir mit jedem Meter in grünere und feuchtere Gegenden. Uns erwarten zwei Seequerungen per Boot über den Lago del Desierto (Argentinien) und den Lago O’Higgins (Chile). Da die Argentinier und die Chilenen Investitionen in die Grenzzonen lieber meiden, gibt es zwischen der Ausreise aus Argentinien am Ende des Lago del Desierto und der Einreise nach Chile am Lago O’Higgins einen äusserst spannenden - sagen wir naturbelassenen - 22km Wanderweg. Wie üblich nehmen es die argentinischen Grenzpolizisten locker, trinken Mate und schicken uns zu einem inoffiziellen Campingplatz. Hier treffen wir auf ein pensioniertes australisches Ehepaar, welches die Wanderung mit ihren Tourenbikes gerade hinter sich gebracht hat. «You‘re gonna have a lovely time up there», versprechen sie uns lachend. Up there heisst: Wir stossen am nächsten Morgen die 35kg Bikes über 5km einen schlammigen, vom nächtlichen Regen überfluteten Hügel rauf. Zum Teil ist der Weg so ausgetreten und schmal, dass die Bikes einen halben Meter tiefer geschoben werden müssen. Andreas übernimmt netterweise den Transport der Bikes über die diversen Bächli, welche zu Fuss ja ein Kinderspiel wären. Nach den dem ersten Verzweifeln sehen wir dann aber den Fitz Roy wolkenlos in der Morgensonne – was für ein Anblick! Und nach vier Stunden ist die Schufterei vorbei. Wir pedalen die restlichen Kilometer auf chilenischem Boden locker zum Lago O’Higgins und überholen alle Wanderer, welche uns beim Aufstieg mitleidig überrundet haben.

Am Lago O’Higgins angekommen, kochen wir mit den anderen Querenden etwas und warten auf das Boot. Wann sollte es nochmals kommen? Irgendwann spätabends sind wir dann am Hafen von Villa O’Higgins. Hier erleben wir um 23 Uhr pure Gastfreundschaft: Das einzige Restaurant, welches noch offen hat, bewirtschaftet uns herzlich, philosophiert mit uns über den hiesigen Tourismus und verpflegt uns mit allem was das Herz begehrt. Solche Momente bleiben uns definitiv in Erinnerung!


Donnerstag, 9. März 2017

El Chaltén

Seit fünf Tagen stehen die Räder nun angekettet vor unserer kleinen Wohnung. Morgen dürfen sie wieder raus. Bis dahin zeigen wir euch ein paar Bilder unserer Wanderausflüge.

Freitag, 3. März 2017

Torres del Paine & Los Glaciares

Vor über zehn Tagen haben die Beine in Puerto Natales hochgelegt. Cycle hard, Siesta hard, wie man sich hier so schön sagt. Nur einen winzigen Ausflug in den Torres del Paine Nationalpark haben wir unternommen. Der Park ist eine der Hauptattraktionen in Patagonien und entsprechend gut besucht. Einen Campingplatz hätten wir wohl vor 2-3 Monaten reservieren müssen. So gab es dann eine wunderschöne – wenn auch überbevölkerte – Tageswanderung zum Mirador del las Torres. Die Sicht ist einmalig!

Nach den Siesta-Tagen ging‘s mit neuem Elan und Claudia’s ziemlich stabilem Knie wieder aufs Velo Richtung El Calafate. Nach 20km war dann aber alles beim alten, die Entzündung schien noch nicht ausgeheilt. Wir traten kurzerhand den Rückweg nach Puerto Natales an und gingen direkt ins Spital, denn der mobile Velo-Medikamentenschrank ist leider endlich. Dort gab‘s dann genügend Medi-Nachschub und another 5 days rest – no walking, no cycling (!!!) verordnet.

Naja, immerhin das mit dem „no cycling“ nehmen wir ernst. Wir haben uns und unsere Velos nach El Calafate mitnehmen lassen, uns im Touristrom der Backpackers eingeordnet und natürlich den obligaten Besuch im Los Glaciares Nationalpark gemacht. Der Perito Moreno Gletscher ist eindrücklich, immer wieder brechen grosse Eisblöcke am Ende des Gletschers mit tosendem Lärm in den See ab.

Was auffallend ist, ist der völlig unterschiedliche Umgang mit den Einheimischen. Mit dem Velo stösst du überall auf Goodwill. Mal gibt dir jemand etwas von seinem Mittagessen ab, mal lassen dich die Zollbeamten im Wärterhäuschen gratis übernachten oder Lastwagenchauffeure halten an und fragen, ob sie irgendwie weiterhelfen können. In den Touristenorten Puerto Natales und El Calafate fühlen wir uns eher wie gemelkte Kühe. Alles ist einzig und alleine auf den Profit mit Touristen ausgerichtet. So hat sich der Eintrittspreis für den Los Glaciares NP im letzten Jahr um 100% erhöht, ein billiges Weissbrot-Käsesandwich aus einer Bäckerei kostet locker so viel wie ein feines Bachmann-Sandwich in Luzern. Der Service-Gedanke ist quasi inexistent – schliesslich macht einfach jeder seinen Job und möchte wenig Aufwand für den Profit haben. Nichtsdestotrotz ist die Natur wirklich atemberaubend, was die Touristenfallen etwas abmildert.

Schon länger haben wir entschieden, im nächsten Ort El Chaltén einen längeren Wanderhalt einzulegen. Wir verschieben den letzten Teil der „Rest-Days“ auf El Chaltén und freuen uns sehr darauf, dann aktiv die Bergwelt zu erkunden!