Donnerstag, 6. April 2017

Carretera Austral Coyhaique – Puerto Varas

Kennt ihr das, wenn man lange kaum aus dem Staunen herauskommt ob all der schönen Umgebung – und dann an einem gewissen Punkt trotzdem (oder glücklicherweise?) froh ist, wenn wieder etwas anderes, neues, unbekanntes kommt?

Mit diesem tollen Gefühl haben wir mittlerweile die Carretera Austral verlassen. Der letzte Abschnitt ging von Coyhaique bis nach Chaitén. Diese Gegend ist bedeutend besiedelter als der Süden und wir haben uns einige Leckerbissen herausgesucht, um etwas zu verweilen. Auch wenn die Chilenen einem jeweils alle Gletscher, Gletscher-Wasserfälle und Gletscher-Seen als Must-See anpreisen, so nimmt der Reiz mit zunehmender Anzahl doch ab. Wir haben uns also für einen Abstecher in den Pumalin Park entschieden, welcher in Punkto Parkpflege (die Wanderwege sehen aus wie in einem englischen Garten), Natur und Vulkan-Aussicht kaum zu toppen ist.

Leider war während der letzten Woche unsere Gutwetter-Glücksträhne zu Ende. Als Abschluss wurden wir vor Chaitén innerhalb von 20km dann auch gleich 3x richtig verregnet, so etwas passiert einem auch nicht jeden Tag 😊

Nun sitzen wir gerade in Puerto Varas, einem von deutschen Siedlern gegründetes Dorf oberhalb der Carretera, trinken Cappuchino, essen Apfelstrudel, lassen uns den Bart stutzen (also nur Andreas) und überlegen, was uns von der Carretera am meisten in Erinnerung bleiben wird.

1. Der Raum. Die Zeit.
Hier tickt die Uhr noch etwas anders. Und auf dem Velo sogar noch etwas langsamer. Wir erlebten die Eindrücke sehr intensiv.

2. Die Abwechslung.
Feucht-tropische Wälder? Trockene Grassteppe und Flüsse in allen nur erdenklichen Blautönen? Überhängende Gletscher? Saftige Blumenwiesen? Es ist einfach alles da.

3. Das Wenige.
Mit dem Wenigen auskommen, das da ist – und sich umso mehr wieder auf «das Mehr» freuen!

4. Der Zeitpunkt.
Kaum Autos, keine staubigen Strassen, keine überfüllten Hostals. Wir hatten die Carretera seit Mitte März fast für uns alleine. Zum Schluss waren in den kleinen Dörfern fast keine Cafeterias und Hostals mehr offen, aber umso mehr konnten wir hier die Ruhe geniessen und uns nur vorstellen, wie hektisch es im Januar/Februar gewesen sein musste.

5. Die Menschen.
Wie überall gibt es auch auf der Carretera Menschen, welche wohl besser nicht im Tourismus arbeiten würden. Umso dankbarer sind wir für die positiven Beispiele. Da ist Carlos, Lehrer und Teilzeit-Hostalführer, welcher uns an einem Sonntag durchs ganze Dorf chauffiert hat, um Apfel-Empanadas zu finden. Und dann auch noch um 23h mit Claudia ein Glas selbstgemachte Mosqueta-Konfi (Hagenbutten) suchen ging. Oder da sind Tadeo und sein 83-jähriger Vater aus Buenos Aires, welche auch mit dem Velo unterwegs waren. Sie hatten definitiv einen Sympathie-Bonus! Und nicht zuletzt das holländische Päärchen, welches wir immer wieder trafen und so auch Freud und Leid der verschiedenen Etappen mit uns teilte.

Und dann gibt es auch einige Dinge, welche für uns unverständlich bleiben. Wie einige wissen, sind wir ja keine grossen (Haus-)Tierfreunde. Wir nerven uns wirklich sehr darüber, dass in jedem Dorf ganze Rudel halbwilder Hunde unterwegs sind. Sie bellen nächtelang, verfolgen harmlose Velofahrer aus lauter Langweile (Claudia hatte mal sechs Stück gleichzeitig am Rad) und jagen als Sport jedem Auto nach. Gewissen Lesern mag dies bekannt vorkommen 😊

Von Puerto Varas aus zieht es uns nun in's Sankt Moritz Argentiniens, Bariloche. Man munkelt, dass es dort tatsächlich auch gute Schoggi geben soll...


5 Kommentare:

  1. Leben die drei schwarzen Tiere, die da auf einem Foto rumliegen noch? Habt ihr eure Route geändert? Wie kommt ihr jetzt von Puerto Varas nach Bariloche? Schwimmend? Fragen über Fragen.
    In Bariloche findet ihr vermutlich neben Schokolade, Linzertorte und Chalet-Häusern noch allerhand, das euch an die Alpenländer erinnern wird. Falls ihr dort ein wenig 5 Stern- Atmosphäre schnuppern wollt: ich glaube, dass das Llao Llao Hotel zum Übernachten preislich eher im oberen Segment anzusiedeln ist (aber man gönnt sich ja sonst nichts), aber wenn ihr den gröbsten Staub von den Veloklamotten abklopft, dürft ihr sicher dort in der Bar einen Capuccino schlürfen und die tolle Aussicht geniessen. Andererseits: tolle Aussichten hattet ihr ja in letzter Zeit zu Hauf... und das erst noch ohne sie mit neureichen Schnöseln teilen zu müssen ;-).
    Ganz liebe Grüsse und schöne Ostern (wir werden beim Brunch sicher an euch denken).

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    1. Schön zu sehen, dass wir so aufmerksame Leserinnen haben :)
      Die Route auf dem Blog war immer eine grobe Planung und aktuell sind wir etwas davon ausgewichen. Wir sind von Chaiten per Schiff nach Puerto Montt und von dort mit dem Velo nach Puerto Varas. Morgen gehen wir via Petrohue, Peulla, Puerto Frias und Puerto Blest nach Bariloche. Den Schwimmteil überbrücken wir mit ein paar Schifffahrten. Die grosse Herausforderung wird es dabei, den Pass schnell genug hinter uns zu bringen und das letzte Schiff noch zu erreichen... Aber wir haben ja ein Zelt für den Notfall :)
      Da man schlafende Hunde nicht wecken soll können wir dir nicht mit Sicherheit sagen, wie es um die drei steht.
      Ach... Osterbrunch:( den verpassen wir nur sehr ungern. Vielleicht müssen wir uns wirklich mit dem Llao Llao darüber hinwegtrösten.

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    2. na, da sind die insider unter sich ;-) unsereins ist ja nur verwirrt ob den vielen puertos und erfreuen uns lieber an den schönen fotos und den plastischen beschreibungen. nur; wer sind denn die 'gewissen leser'??? und; wir hätten dann gern noch ein bild vom bart!
      wir werden an ostern eine spezielle gedenkminute für euch einrichten und einen zusätzlichen schoggihasen verdrücken ;-)
      ♥♥♥ mutter und j.b.

      tschuldigung, der erste kommentar hatte mir dann doch zu viele fehler...
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    3. grmpf... das 'löschen' gehörte eigentlich gelöscht...

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    4. Ich bin einfach immer wieder baff, welche Strecken ihr an einem Tag zurücklegt... so von einem Puerto zum nächsten. Eure Oberschenkel- und Wadenmuskeln müssen mittlerweile einen enormen Umfang haben. Danke Schoggihasen legt unsereins ja leider eher um die Mitte rum zu.
      Ich bin beruhigt zu hören, dass die 3 am Boden liegenden Viecher vermutlich noch am Leben sind. Ich dachte schon, ihr hättet aus Not zu drastischen Hunde-Abwehr-Massnahmen greifen müssen ;-)

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